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ABOUT PATRIARCHY

Aktualisiert: 29. Nov. 2023

NOVEMBER 2023


Das gute alte Patriarchat. Ja - es ist dir vermutlich nicht neu, dass wir Menschen seit vielen Jahrtausenden in einem System leben, das von Männern für Männer errichtet wurde. Vielleicht rollst du jetzt mit den Augen. Denn der Begriff wird in bestimmten Kreisen wohl übermässig benutzt und eher einseitig negatliv quasi als Synonym für “den Ursprung allen Übels” verwendet. Vielleicht kannst du mit dem Thema nicht viel anfangen, denkst es betrifft dich nicht oder fühlst dich, falls du ein Mann bist, sogar persönlich angegriffen. Kritik am Patriarchat ist nie eine Kritik an einzelnen Menschen. Es ist eine Struktur, unter der wir irgendwo alle leiden, egal welches Geschlecht wir haben.


Das Patriarchat (aus dem griechischen “die Herrschaft der Väter”) bezeichnet die Gesellschaftsordnung, die Männern mehr Privilegien und Rechte und somit eine Vormachtstellung gegenüber der Frau einräumt. Wie tief uns dieses kollektive Trauma von jahrtausendelanger Unterdrückung noch in den Knochen sitzt, sind wir uns in einer scheinbar freien Gesellschaft oft gar nicht mehr bewusst. Der Kampf um Gleichstellung ist noch verhältnismässig jung und wir sind noch lange nicht am Ziel. Auch wenn ich mir bewusst bin, dass ich als privilegierte weisse europäische Frau aus der Mittelschicht die Einflüsse dieses Systems nicht mehr so stark spüre wie Menschen in anderen Teilen der Erde, anderen sozialen Schichten, Ethnien oder zu anderen Zeiten. Aber ich will hier gar nicht auf die rechtlichen Ungleichheiten zwischen Mann und Frau eingehen. Das wäre ein Thema für sich.


Als wir Menschen noch Nomaden*innen, also Jäger*innen und Sammler*innen waren, lebten wir Historiker*innen zufolge egalitär. Alle Geschlechter waren gleichwertig und es gab keine Hinweise auf die Überlegenheit des einen Geschlechts über das andere. Erst als wir sesshaft wurden und begannen, Landwirtschaft zu betreiben, änderte sich etwas in der sozialen Struktur einer Gemeinschaft. Man vermutet, der Mann habe aufgrund seiner physischen Stärke, welche nun für den Ackerbau und zum Schutz des neuen Besitzes nötig war, durchgesetzt und an sozialem Status gewonnen. Das war der Anfang vom Ende, könnte man sagen - zumindest für die Frau.


Interessant finde ich auch den Zusammenhang vom Patriarchat zu ähnlich destruktiven Systemen wie dem Kolonialismus und dem Kapitalismus. Auch hier finden wir ähnliche Muster. Eine Gruppe von Menschen fühlt sich einer anderen Gruppe überlegen und nimmt sich damit das Recht, die unterlegene Gruppe zu kontrollieren, auszubeuten und abhängig zu machen. Nicht selten auch mit Gewalt. Wie würde unsere Welt wohl aussehen, wenn Frauen von Anfang an unsere Zivilisation hätten mitgestalten können? Wären in einer egalitären Gesellschaft Gier, Machtstreben, Unterdrückung, Ausbeutung und Gewalt in gleichem Masse vorhanden, wie in einer einseitig männlich dominierten? Hätten Ideen wie Nachhaltigkeit, partizipative Organisationen, Kreislaufwirtschaft, Umweltschutz u.ä. schon viel früher Beachtung finden können?


So viel wir uns auch im Aussen für Veränderung engagieren müssen, muss ein wahrer Systemwandel auch von Innen kommen. Deswegen stellt sich mir hier die Frage, wie sehr wir auch als Frauen unbewusst patriarchale Glaubensmuster und Handlungsweisen adaptiert und verinnerlicht haben und so selbst zum Fortbestand dieser Machtstruktur beitragen. Es erfordert viel Bewusstsein und Selbstreflexion, damit wir nicht einfach übernehmen, was uns von der Gesellschaft beigebracht wurde. Statt nur mit dem Finger auf andere zu zeigen, können wir uns auch mal folgende Fragen stellen:


  • Trage ich selbst zur Spaltung und somit Entmachtung von Frauen bei, in dem ich andere Frauen als Konkurrenz betrachte, mich vergleiche, sie ausschliesse, über sie lästere etc.?

  • Sehe ich selbst Frauen oder mich selbst manchmal als weniger intelligent, fähig, würdig oder wertvoll als Männer?

  • Beurteile ich Frauen schneller aufgrund oberflächlicher Merkmale wie z.B. ihres Aussehens als Männer?

  • Denke ich, dass mein Wert als Frau geknüpft ist an mein Aussehen oder meine Selbstaufopferung?

  • Verurteile ich Frauen, welche sich z.B. sexy kleiden oder ein gewisses Auftreten haben (Slut-Shaming)? Wieso?

  • Unterdrücke ich meine Sexualität und Emotionen wie Wut und Ärger?

  • Wie steht es um die Balance meiner männlichen und weiblichen Seiten? Räume ich meiner weiblichen Seite genug Raum ein oder agiere ich mehr aus dem Männlichen?

  • Behandle und sozialisiere ich meinen Sohn/Neffen/Enkel anders als meine Tochter/Nichte/Enkelin?

  • Wie führe ich Menschen? Liebe ich die Hierarchie oder bin ich offen, partizipiale Strukturen aufzubauen und Macht abzugeben?

  • Wie und warum arbeite ich? Geht es nur um meine eigenen Bedürfnisse, Status, Geld, Macht oder spielt auch ein Purpose für die Welt und das Gemeinwohl eine Rolle?

  • Wie lerne ich? Halte ich vom Kopf erlerntes Wissen mit anerkannten Abschlüssen und Diplomen als wertvoller als verkörpertes, durch Erfahrung und Anwendung erlerntes Wissen?

  • Glaube ich ausschliesslich, was wissenschaftlich belegt und rational logisch ist oder zählt für mich auch die innere Weisheit, die Intuition?

  • Strebe ich nach spiritueller Erleuchtung/Aufstieg/Transzendenz oder Verkörperung/Descend/Verbindung mit der Erde?

Dies sind nur ein paar wenige Beispiele, welche uns ein Denkanstoss geben können und aufzeigen, wie subtil patriarchale Muster alle Bereiche unseres Lebens durchziehen. Wir alle sind im Rahmen unserer Möglichkeiten aufgefordert, eine neue Kultur des Miteinanders zu erschaffen. Für die Männer, die Frauen und vor allem für die kommenden Generationen.

Was denkst du? In welchen Situationen deines Lebens spürst du das Patriarchat durch dich wirken? Much Love,

Vanessa


Buchtipp zum Thema: Unlearn Patriarchy von Naomi Ryland, Silvie Horch etc. Magst du deine Erfahrungen, Gedanken oder Kommentare zu diesem Thema mit mir teilen? Sende mir eine Mail oder kommentiere diesen Blogbeitrag (Du musst dich via Button oben rechts "Anmelden/Registrieren" um Kommentare schreiben zu können.)

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