SEPTEMBER 2022
Leute fragen mich immer wieder, wie ich zur Arbeit mit Klang gekommen bin und was mich daran fasziniert. Ich erzähle dann die Geschichte, wie ich während meiner Yogalehrerausbildung in Indien meine erste Klangmeditation erleben durfte, eine besondere Erfahrung machte und gleich danach vier Monate in Bali verbringen durfte - ein Mekka für Sound Healing. Fasziniert und neugierig über diese Neuentdeckung rannte ich zu all den verschiedenen Sound Healings, Gongbaths, Klangschalenmeditationen, Sound Journeys und was es sonst noch alles gab.
Ich weiss noch, dass ich spezifisch nach einer Yogaausbildung suchte, welche auch Mantra chanten und Kirtan singen auf dem Stundenplan hatte. Noch bevor ich also jemals mit Klangschalen oder ähnlichem in Berührung kam, zog mich der Klang schon an. Als ich dann bei meiner Internetsuche auf die Nada Yoga School stiess (Nada bedeutet Klang) war es ein Treffer ins Schwarze. Einen Monat lang durfte ich an den Bänken des jungen Ganges nicht nur meine Asana-Praxis vertiefen, sondern auch in das Wissen um die Heiligen Klänge eintauchen. Wir lernten, dass die Welt aus Klang entstanden sei, lernten viele Mantren zu chanten, Kirtans und indische Ragas zu singen und sogar Sitar und Harmonium zu spielen. Doch was mich wohl am meisten prägte, war dieser eine Abend, als Judi, eine Mitstudentin, ihre mitgebrachten Klangschalen auspackte und uns nach dem Abendessen eine Klangmeditation anbot.
Ich legte mich an diesem kalten Januarabend in Rishikesh auf den Boden des dunklen Shalas, ohne jegliche Erwartungen auf besondere Ereignisse ausser vielleicht einer tiefen Entspannung. Judi leitete uns an, wir sollen uns doch gerne eine Intention setzen. So wünschte ich mir Heilung oder mehr Einsicht über die Ursache meiner Endometriose (eine "Krankheit", die bei mir damals erst vor kurzem diagnostiziert wurde und mir jeden Monat bei der Blutung immense Schmerzen verursachte). Und so lag ich da. Die Hände wie üblich auf meiner Gebärmutter ruhend, die Klänge auf mich wirken lassend. Da erschienen mir plötzlich vor meinem inneren Auge Bilder. Ganz klare Bilder, wie in einem Traum. Ich war an einem Strand. Ich schaute auf das Meer hinaus. Und als ich an mir runterschaue, sehe ich wie Blut zwischen meinen Beinen herunterläuft. Was ist passiert? Wurde ich vergewaltigt? Nein! Da war der Kopf eines Kindes. Ich war am gebären. Viel Blut. Dann weiss ich noch wie ich das Kind in den Armen hielt und wie dann ein Wesen - es war kein Mensch - von oben her kam und mir das Kind behutsam abnahm und verschwand. Ich fühlte den Schmerz, die Trauer, die Wut. Jemand oder etwas hatte mir soeben mein Kind weggenommen. War das etwa ein Engel? War das Kind tot geboren und geleitete er es nun wieder ins Jenseits? War dies ein Einblick in eine traumatische Erfahrung eines früheren Lebens?
"Das war ja seltsam", dachte ich mir als die Meditation zu Ende war und wusste nicht recht, was ich damit anfangen sollte. Erst einige Zeit später machte die Vision im Zusammenhang mit der Krankheit Sinn. Immer wieder gelang es mir, durch die Klänge eine Bewusstseinsebene zu betreten, die mir sonst nicht zugänglich war. Ich kannte diesen Zustand schon von Schamanischen Reisen, wo ebenfalls die Kläge der Trommel sowie die führenden Worte des Raumhalters den Weg geleiteten.
Doch dass solche Visionen einfach aus dem Nichts kamen, war mir neu. "Das waren die Klänge!", war mir klar. "Die Klänge sind Brücken in anderen Dimensionen, in frühere Leben, in unser Unterwebusstsein und weiss ich noch wo hin." So begann die Faszination.
Manche Leute können sich einfach hinsetzen, meditieren und kommen so in diesen Zustand. Für mich funktioniert das (noch) nicht. Ich lege mich lieber hin und lasse mich von den Klängen dahin tragen. In die Sound Trance eben. Es scheint mir ein Ort der Wahrheit zu sein. Bilder, Erinnerungen, Gefühle, Weisheiten, die von tief Innen zu kommen scheinen, werden an diesem Ort sichtbar, spürbar. A space beyond the mind. Roh und unverfälscht. Manchmal sehr klar, manchmal etwas verschleiert. Voller Symbolik, die manchmal nicht einfach zu interpretieren ist. Das ist die Faszination.
Letzten Monat durfte ich eine neue Modalität kennen lernen, die ebenfalls mit Sound Trance arbeitet - Innerdance. Im Gegensatz zu Klangmeditationen oder Schamanischen Reisen wird hier nicht mit abstrakten Klängen sondern mit Playlists, also einer Abfolge bewusst gewählter Lieder, gearbeitet. Und das funktioniert auch! Auch hier triggerte ein Lied wieder eine Past Life Erinnerung, die sich unglaublich lebhaft vor meinem inneren Auge entfaltete.
Ich war eine Nonne in einem christilichen Kloster des mittelalterlichen Europas. Ich sah wie ich mich verstört, ja fast panisch aus einem Hinterausgang aus dem Kloster schlich und mit schnellen Schritten, so dass mich niemand sah, in den Wald hinter dem Kloster eilte. Was war los? Was war passiert? Als ich keuchend und aufgelöst an einer Stelle im Wald ankam, wusste ich plötzlich warum ich hier war. Ich war schwanger.
Als dem Zölibat verpflichtete Schwester hätte diese Schwangerschaft mich praktisch mein Leben gekostet. Ich wäre wohl von meiner Gemeinschaft augestossen worden, hätte mein Zuhause verloren, meine Schwestern, mein Glaube, wäre in der Gosse gelandet, allein, verstossen und geschändet. Das war keine Option. Also gab es nur eines zu tun. Ich sah wie ich einen grösseren Stein ergriff und damit - ja - auf meinen Unterleib einzuschlagen begann. Ich (mein Körper, der in der Innerdance Session in Wetzikon lag) begann zu weinen und zu schreinen. Ich spürte den Schmerz dieses anderen Ichs. Ihre Verzweiflung, ihre Wut, ihre Schuld, ihre Angst. Und konnte es befreien, durch meine Schreie, durch meine Tränen, durch das Wiedererleben dieses Moments. Es fühlte sich unglaublich heilsam an.
Das ist meine Faszination mit Klang. Dass er mich an Orte führt, mir Dinge aufzeigt, tiefe Heilung und Einsicht bringt. Nicht immer - wohl verstanden. Aber deswegen öffne und halte ich diese Räume auch gerne für andere. Weil ich finde jeder und jede soll diese inneren Welten erkunden und erleben dürfen.
Hast du sowas auch schon erlebt? Mit Klang oder anderen Modalitäten?
Was macht Klang für dich?
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Sound Kisses
Vanessa
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