MÄRZ 2024
Ich kann mich noch genau an eine Szene aus meiner Kindheit erinnern. Ich muss vielleicht sechs oder sieben gewesen sein und war mit meiner Mama auf einer öffentlichen Toilette und als ich vermutlich ihre blutige Binde sah, fragte ich sie: "Mami, warum blutest du?" Sie sagte: "Das ist normal für uns Frauen. Das Blut kommt aus unserem Bauch und wenn wir mal schwanger sind, geht dieses Blut zum Baby."
Das machte mir Eindruck. Ich dachte: "Woow, das ist genial. Wie wundervoll, dass unser Körper so geschaffen ist, dass wir Frauen ein Menschlein in unserem Bauch heranwachsen und mit unserem eigenen Blut versorgen können." Obwohl diese Erklärung von meiner Mama anatomisch nicht ganz korrekt war, hinterliess sie bei mir einen positiven Inprint: Blut ist Leben. Wir bluten, um zu nähren, zu erschaffen. Aus unserem Blut entsteht neues Leben.
Ich erinnere mich auch noch an meine Menarche, meine erste Blutung. Ich war 13 glaub ich, als ich zum ersten Mal einen roten Fleck in meiner Unterhose entdeckte. Ich war zu Hause und vermutlich spürte ich ein sanftes Ziehen in meinem Unterleib, weswegen ich mich auf mein Bett legte, die Hände auf meinem Bauch. Ich lächelte. Ich freute mich. Ich hatte sie erwartet. Mich auf sie gefreut, irgendwie. Es war ein magischer Moment für mich. Ich glaube mich zu erinnern, dass mich ein leicht veränderter Bewusstseinszustand überkam. Als wär ich ein bisschen high oder am Träumen gewesen. Etwas in mir schien zu shiften. Ich war nun eine junge Frau und kein Kind mehr. I loved that!
Fast forward 10 Jahre. Ich liege wieder im Bett. Mich vor Schmerzen windend und ringend. Zusammengekauert in der Fötusstellung, dann ausgestreckt auf dem Rücken, dann auf den Knien, der Oberkörper auf die Oberschenkel gefaltet, meine Hände eingeklemmt zwischen Beinmuskeln und Bauch. Keine Position bringt Erleichterung. Mein Uterus fühlt sich an, als würden glühende Messer in sie hinein stechen und darin herumbohren. Mein ganzer Körper scheint zu schmerzen, alle Muskeln sich unangenehm zu verkrampfen. Mir ist kalt und heiss zugleich. Ich fühle mich wie im Delirium. Keine Gedanken ausser: "Wieso?" und "Wann ist es endlich vorbei?" Als scheint sich der ganze Weltschmerz in meinem Bauch angesammelt zu haben. Ich stöhne und klage. Es gibt nur eines, das ich jetzt noch tun kann. Ich nehme meine Kraft zusammen und schleppe mich mühsam, gebückt und mit schweren Schritten ins Badezimmer. Rage hoch zu der kleinen Kartonschachtel und drücke eine Ibuprofen durch die Aluschicht der Verpackung. Dann heisst es warten. Zurück im Bett. Die bittere Pille im Magen fühlt sich falsch an. Es wird mir übel. Doch langsam, langsam, endlich scheint der Schmerz zu verfliessen. Über mich legt sich die Erschöpfung wie eine schwere Decke und ich schlafe ein.
Wieder und wieder, ja, praktisch jeden Monat wiederholte sich diese Szene in meinen Zwanzigern. Ausser wenn ich es mal nicht riskieren konnte und die Schmerzmedis schon nahm, bevor sich die Schmerzen tatsächlich bemerkbar machten. But I didn't like it. Jeden Monat hatte ich die Hoffnung, dass es ja vielleicht diesmal besser sein könnte. Es passierte mir sogar ein paar Mal, dass ich einen Kreislaufzusammenbruch hatte und zusammenklappte. Einmal Zuhause, einmal im Büro und einmal auch in einem Laden. Ich erinnere mich, dass ich mehrmals von der Arbeit nach Hause gehen musste vor Schmerzen und den Weg von der Tramstation bis zu meiner Wohnung nicht schaffte, ohne mich mehrmals mitten auf der Strasse hinzusetzen. Ich hatte jeden Monat Angst vor dem Einsetzen meiner Tage, weil, je nachdem wo ich war, war es nicht safe für mich. Vielleicht hatte ich keinen Zugang zu Schmerzmitteln, oder keine Gelegenheit mich hinzulegen oder ich würde es vielleicht nicht alleine nach Hause schaffen.
Yep, this was me 10 years ago. Das war eine herausfordernde Zeit. Und es gab Momente, an denen ich die Tage verfluchte. Ja. Kein Wunder! Und trotzdem glaubte ich nie den ach so verbreiteten Narrativ von "Die Menstruation ist ein Fluch. Eine Bestrafung für die sündhafte Natur der Frau", oder was auch immer. Nop, didn't buy that. Tief drinnen wusste ich, there is something deeper here. Es dauerte jedoch noch eine Weile, bis ich diesen tief vergrabenen Schatz entdecken würde.
Meine Initiation zu mehr Zyklusliebe war das Buch "Red Moon" von Miranda Gray. Es stand in der kleinen Shopsection des Yogastudios, in dem ich zu der Zeit Sound Healings anbot. Als ich die Seiten dieses Buches aufschlug und die Zeilen darin las, aktivierte dies in mir etwas Tiefes, wie eine uralte Erinnerung und ich spürte, wie mein Körper, meine Psyche, ja mein ganzes Wesen dieses Wissen in sich aufsog. Zum allerersten Mal in meinem Leben hörte ich jemanden in einem liebevollen, ja ehrenvollem und verzauberten Ton über den weiblichen Zyklus reden. And it sunk in - sooo deeply. This was the medicine my soul needed. Obwohl ich zu diesem Zeitpunkt schon seit einigen Jahren meine Endometriosediagnose hatte und schon vieles in meinem Lebensstil umgestellt und einige Therapien gemacht hatte. Erst als ich dieses Buch las, das sich für mich anfühlte wie eine Mysterienschule, veränderte sich meine Einstellung zu meinem Zyklus für ein und alle mal.
Natürlich habe ich ganz viele verschiedene Dinge gemacht, die mir heute erlauben, praktisch schmerzfrei meine Tage zu verbringen und trotzdem denke ich, dass dieses alte Wissen um die Magie und die wahre Kraft des Menstruationszyklus ein Schlüsselelement in meiner Heilung mit diesem Thema war. Und ja, obwohl Endometriose nicht einfach verschwindet oder sogar als "unheilbar" eingestuft wird, fühle ich mich "geheilt", weil ich einfach einen total anderen Blick auf meinen Zyklus und auch die Menstruation habe. Heute feiere ich meine Tage. Ich erlaube mir an diesen Tagen die maximale Selbstfürsorge, Genuss und Komfort auf allen Ebenen. Ich erlaube mir für zwei Tage alle nicht super dringenden Aufgaben liegenzulassen und mir so viel Ruhe zu gönnen, wie es das Leben gerade zulässt. Das ist es, was ich persönlich in dieser Zeit brauche. And my wombie seems to like that :) She seems happy now that I listen to her and her needs.
Wie du siehst, liegt mir dieses Thema aus ganz persönlichen Gründen am Herzen. Deswegen freue ich mich um so mehr, endlich einen Onlinekurs dazu zu kreieren und so auch anderen Frauen zu ermöglichen, mehr Zyklusliebe zu kultivieren.
MOON WOMAN startet am 8. April. Mehr Infos dazu findest du hier.
I hope you can start loving your cycle as well!
Much Love,
Vanessa
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